Informationen zu Mehrsprachigkeit und mehrsprachiger Erziehung

In Deutschland wachsen immer mehr Kinder bilingual, d. h. zweisprachig auf. Das Beherrschen mehrerer Sprachen ist besonders für das spätere Berufsleben im zusammenwachsenden Europa eine Chance für Kinder und ein Gewinn.

Ein Vorurteil ist, dass eine mehrsprachige Erziehung Kinder überfordert. Nach aktuellen Erkenntnissen ist es nicht richtig, dass dabei beide Sprachen grundsätzlich nur unvollständig erlernt werden. Im Gegenteil ist sogar zu beobachten, dass Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, eine bessere Wahrnehmungsfähigkeit und bessere Kombinationsgabe zeigen. Wichtig ist vor allem zunächst, wie und wann mehrere Sprachen erlernt werden.

Durchschnittlich intelligente Kinder können problemlos zwei oder sogar mehr Sprachen gleichzeitig erlernen. Bis zum dritten Lebensjahr werden die Inhalte verschiedener Sprachen in der gleichen Hirnregion sozusagen „gespeichert“. Das bedeutet, dass alle erlernten Sprachen gleichberechtigt nebeneinander verarbeitet werden. Forscher nennen dies oft auch den „doppelten Erstspracherwerb“. Mehrsprachige Erziehung sollte also möglichst von Geburt an beginnen. 

Kinder lernen sprechen vor allem durch Nachahmung ihrer Bezugspersonen. Wesentlich für den störungsfreien Erwerb mehrerer Sprachen ist die Konsequenz und Regelhaftigkeit.

Grundsätzlich gilt:

- Am einfachsten ist es immer, die verschiedenen Sprachen an verschiedene Bezugspersonen oder Situationen zu knüpfen, so kann das Kind die unterschiedlichen Sprachen genau zuordnen. Z. B. spricht die Mutter konsequent türkisch, der Vater konsequent deutsch, oder zuhause wird konsequent englisch, außerhalb konsequent deutsch gesprochen. 

- Sie sollten im Kontakt mit Ihrem Kind immer die Sprache wählen, die Sie sicher beherrschen und auch konstant bei dieser bleiben. 

- Seien Sie geduldig! Je öfter Sie z. B. die Sprache wechseln, weil Ihr Kind nicht gleich versteht und Sie es ihm leichter machen wollen, desto weniger wird Ihr Kind die Notwendigkeit verstehen, sich mit beiden Sprachen auseinanderzusetzen.

- Oft sind im Alltag „Ausnahmen“ nötig, in denen Sie von Ihrer gewählten Sprache abweichen müssen, z. B. in Gesellschaft anderer. Tuen Sie dies bewusst und und erklären Sie es Ihrem Kind. Z. B. „ Wenn Oma und Opa da sind, sprechen wir deutsch, weil die beiden uns ja sonst nicht verstehen können.“

- Erkundigen Sie sich, ob es in Ihrer Nähe eine bilinguale Kindertagesstätte oder Schule für Ihr Kind gibt.

- Deutsch ist hierzulande natürlich die Voraussetzung dafür, dass Kinder in der Schule lernen können. Tragen Sie dafür Sorge, dass Ihr Kind genug Gelegenheit und Möglichkeit hat, deutsch zu lernen, auch wenn die Sprache Ihres Herkunftlandes auch wichtig ist. Zur Unterstützung des Deutscherwerbs gibt es mittlerweile viele Angebote und Konzepte in Kindertagesstätten. Erkundigen Sie sich danach und unterstützen Sie Ihr Kind dabei.